ChatGPT

HAUSAUFGABEN LEICHT GEMACHT?

von Lucas Lehnen

Mit der am 30.11.2022 stattgefundenen Veröffentlichung des Chatbots „ChatGPT“ durch das Unternehmen OpenAI hat sich vieles verändert: Fast jeder kennt ihn und fast jeder hat ihn schon mal benutzt. Doch die Meinungen zu dieser Entwicklung der Neuzeit sind zwiegespalten.

Es gibt einige, die in ihm die Tür der Zukunft sehen, es gibt allerdings auch andere, die in ihm eine Gefahr sehen, z.B. in Bezug auf die Gesellschaft oder auf die Bildung bzw. den Unterricht in Schulen.

Doch was ist an diesem Chatbot so revolutionär? ChatGPT erlaubt es, menschenähnlich auf die Anfrage eines Nutzers zu antworten. Dabei greift er auf eine große Bibliothek an Daten zurück, die z.B. aus Webseiten, Wikipedia und Büchern besteht. Diese ist jedoch nicht unbedingt auf dem aktuellsten Stand. Im Moment greift ChatGPT auf Daten bis ins Jahr 2021 zurück. Die dabei entstehenden Antworten von ChatGPT sind immer individuell und können durch verschiedene Faktoren, die der Nutzer in die Anfrage schreibt,  beeinflusst werden. ChatGPT dient also nicht nur als reiner Informationsbot, sondern lernt darüber hinaus bei jeder einzelnen Anfrage mit und reagiert somit immer unterschiedlich. ChatGPT wird mittlerweile ebenfalls in der Programmierbranche benutzt, da es dort als ein Allzweckwerkzeug fungiert, das die programmierende Person bei Problemen schneller zu einer Lösung führen kann oder auch schon selbst einfache Aufgaben erledigen kann.

Ein weiterer Anwendungsbereich von OpenAI ist Bildgenerierung Dall-E. Die künstliche Intelligenz kann in Folge von Eingaben durch den Nutzer digitale Bilder in Form von fotorealistischen Darstellungen, Zeichnungen, Gemälden und Logos entstehen lassen.

Allgemein nutzen auch große Unternehmen heutzutage schon künstliche Intelligenz und investieren aktuell viel Geld in die Entwicklung. Die Anwendungsbereiche sind hierbei z.B. Werbetexte oder Texte für Produkte. Bei einer fortgeschrittenen künstlichen Intelligenz überwiegen gegenüber einem Menschen natürlich einige Vorteile: Sowohl fehlende Urlaubs- und Arbeitszeitansprüche als auch wegfallende krankheitsbedingte Ausfälle, die bei einer künstlichen Intelligenz z.B. durch eine redundant aufgestellte Infrastruktur minimiert werden, zeigen deutlich, weshalb große Unternehmen so stark an dieser neuartigen Technologie interessiert sind.

Doch es gibt auch Schwachstellen. Die Anworten, die ChatGPT ausgibt, werden nicht mit Quellen belegt und können deshalb auch falsch sein. Im Redaktionsgespräch haben wir festgestellt, dass ChatGPT mittlerweile auch in der Schule eine große Rolle spielt: Viele Schüler*Innen lassen Hausaufgaben oder sogar Aufgaben während des Unterrichts von der künstlichen Intelligenz vollständig bearbeiten. Diese Beobachtung kann in Hinblick auf eine Leistungsgerechte bzw. faire Bewertung problematisch sein.

Da es zum einen sehr schwierig für eine Lehrkraft ist, herauszufinden, ob eine Lösung einer Aufgabe von den Schüler*innen selbst oder der künstlichen Intelligenz bearbeitet wurde und es ferner noch schwieriger wird, eine mögliche Nutzung einer künstlichen Intelligenz zu beweisen, kann die Lehrkraft aus meiner Sicht die Ergebnisse entweder wie die eigenen Lösungen der Schüler*in bewerten oder die Lösungen wie einen Täuschungsversuch behandeln, wodurch die Benotung dann bei 00 Punkten bzw. einer Sechs liegt. Die unterschiedlichen Verhaltensweisen sorgen natürlich dafür, dass sich andere Schüler*innen benachteiligt fühlen und selbst zur künstlichen Intelligenz greifen, um „mithalten“ zu können.

Ein weiteres Problem daran ist, dass die Schülerinnen*innen sich zunehmend auf die künstliche Intelligenz verlassen und dadurch die selbsterarbeiteten Lösungen aufgrund der mangelnden Übung qualitativ leiden. Die daraus resultierenden Folgen werden erst später sichtbar, wenn z.B. die Erwartungen an den betroffenen Schüler*innen beim Wechsel in eine höhere Jahrgangsstufe stärker ansteigen und es dann schwierig wird, die durch die künstliche Intelligenz versäumte Übung nachzuholen. Doch wie können die Schulen oder die Lehrkräfte selbst mit diesem Problem umgehen?

Meiner Meinung nach sollte es hierbei eine einheitliche Lösung geben. Da künstliche Intelligenz im Allgemeinen zukünftig auch im Berufsleben aufgrund der bereits heute stattfindenden Nutzung innerhalb großer Unternehmen ziemlich wahrscheinlich ist, sollte das Schulsystem an sich auch darauf vorbereitet sein. Es wäre z.B. wichtig, dass die Schüler*innen wissen, wie man es sinnvoll anwenden kann und es sozusagen als „Werkzeug“ verwenden. Selbsterarbeitete Aufgaben können z.B. mit Lösungen der künstlichen Intelligenz verglichen, korrigiert oder verbessert werden. Wichtig ist dabei nur, dass Schüler*innen ihre eigenen Lösungen nicht als falsch oder minderwertig ansehen und die Lösungen der künstlichen Intelligenz lediglich als „Inspiration“ verwenden.

Wir als Redaktion sind darauf gespannt, wie sich die Thematik weiterentwickeln wird und welchen Einfluss künstliche Intelligenz auf das Schulsystem haben wird.

Fotos: Jonathan Kemper auf unsplash.com

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