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Mehr erfahrenAberglaube
VON NEIDISCHEN GEISTERN UND VERPAARTEN ELSTERN
von Stella Bontempo
Es ist acht Uhr morgens, die Klasse ist noch schläfrig, der Unterricht beginnt und es sind keine ungewöhnlichen Geräusche zu hören. Acht Minuten später, die Uhrzeit auf dem Smartboard wechselt zu 08:08 und aus dem Nichts klopft es auf den Tischen.
Das Klopfen auf Holz ist ein sehr alter Aberglaube, welcher sich über Jahrhunderte gehalten hat. Seine genauen Ursprünge sind ungenau, einerseits soll schon der römische Gott des Feuers dreimal auf Holzfässer geklopft haben, um seine Macht und seine magischen Kräfte zu symbolisieren, andererseits könnte der Aberglaube auch durch die Seefahrer, welche durch wiederholtes Klopfen die Qualität des Schiffes überprüften, verinnerlicht worden sein. Das dreimalige Klopfen auf eine hölzerne Oberfläche soll somit schon seit geraumer Zeit etwas besiegeln, Glück bringen oder auch Unglück abwehren. So wird diese Geste auch oft nach einem unschönen Gespräch angewandt, um das gerade Ausgesprochene nicht heraufzubeschwören. Dies an Uhrzeiten mit doppelten Zahlen zu wiederholen, ist allerdings willkürlich und hat keinen bedeutsamen Ursprung. Laut einer Statistik aus 2021 glaubten die Hälfte der 614 Befragten an diesen Aberglauben, die anderen schienen daran noch zu zweifeln, das vierblättrige Kleeblatt hat dahingegen eine knappe Mehrheit von 52% der Umfrageteilnehmer überzeugen können.
Ein weiterer sehr alter Aberglaube ist das Verschütten von Salz. Dies soll nämlich Unglück heraufbeschwören und ist vermutlich durch die hohen Preise, die man im Mittelalter für Salz löhnen musste, in Verruf geraten. Keine Sorge, falls ihr doch einmal etwas Salz verschüttet, werft es einfach über die Schulter, so habt ihr statt großem Unglück höchstens das Staubsaugen am Hals.
Aberglauben findet man überall auf der Welt: Ein ägyptischer Aberglaube besagt zum Beispiel, dass das Komplimentemachen einem Neugeborenen Unglück bringen soll, da durch die Bewunderung mit einfachen Komplimenten wie ,,Oh wie süß“ böse Geister eifersüchtig gemacht werden. Böse Geister oder ähnliche Geschöpfe spielen auch in Japan und Indien eine Rolle in einigen Irrglauben, dort sollte man sich nicht in der Nacht die Nägel schneiden, da das Geräusch Vorfahren und Hausgötter laut hinduistischen Mythologien stören könnte.
In England haben Elstern erstaunlich viel mit Aberglauben zu tun. Sieht man sie als Paar, bringen sie Glück, dahingegen gelten sie, wenn sie alleine auftreten, als böses Omen, Wenn man ihnen im Alleingang begegnet,, fordert der Irrglaube, sie mit den Worten ,,Good morning Mr. Magpie. How is your lady wife today?“ zu begrüßen, um das Unglück nicht herauszufordern.
Der ganze britische Trubel um die Elstern basiert weitestgehend auf dem Abzählreim ,, One for sorrow, two for joy, three for a girl and two for a boy, five for silver, six for gold, seven for a secret never to be told.“ Nach diesem können schwangere Frauen, zusätzlich zu Glück oder Unglück, auch angeblich das Geschlecht ihres Nachwuchses durch die Anzahl der gesehenen Elstern prophezeien.
Zum Aberglaube gehören kleine alltägliche Rituale, welche Ungutes fernhalten sollen, aber auch kleine Talismane oder zufällige Entdeckungen. Somit können vierblättrige Kleeblätter laut Aberglaube für Erfolg in zukünftigen Tätigkeiten führen .
Es ist so, dass Aberglaube durch die Verknüpfung zweier Ereignisse entsteht, welche eigentlich nicht in Verbindung zueinander stehen. So neigen einige Menschen dazu, abergläubisch zu sein, um ein Ereignis für ein anderes zu verantworten. Da Menschen es im Allgemeinen bevorzugen, die Kontrolle zu behalten, erklären sie sich einige Umstände zum Beispiel mit zuvor gesehenen Tieren, wie der schwarzen Katze oder einen gefundenen Glückscent, anstatt sich der Ungewissheit hinzugeben. Aberglaube basiert also eher auf einer Art Bestätigungsfehler, kann aber auch kulturell bedingt eine größere Bedeutung haben. Einige Aberglauben wurden auch erfunde, um Etiketten durchzusetzen: So wurde im Mittelalter erzählt, dass man die Hand beim Gähnen vor den Mund halten soll, damit zum Beispiel Dämonen nicht in den geöffneten Mund einziehen können und obwohl die wenigsten diesen Aberglauben noch kennen, ist die Geste bestehen geblieben.
Nicht nur Tiere, Gegenstände oder Missgeschicke können das Schicksal beeinflussen, auch gewisse Daten haben mutmaßliche Auswirkungen, so auch der berühmte und teils gefürchtete Freitag der 13.
Dieser Tag hat bei mir viele Fragen aufgeworfen. Passiert an diesem Tag wirklich mehr Unglück als an anderen Tagen? Warum Freitag der 13. und nicht Mittwoch der 26? Ist es eher unwahrscheinlich. dass der dreizehnte Tag eines Monats auf einen Freitag fällt?
Die bereits oben genannte Statistik zeigte auch, dass die Zahl 13 bei 39% der Befragten als negativer Aberglaube gilt, dabei ist die Kombination aus Freitag und 13 nicht annähernd so selten wie ein Hauptgewinn im Lotto, denn laut des Mathematikers Joseph Oscar Irwin liegt die Chance, dass der dreizehnte Tag eines Monats auf einem Freitag liegt, bei grade mal 14,33%. Damit gibt es pro Jahr ein bis drei Freitage, die am dreizehnten Tag eines Monats eintreffen. In diesem Jahr ist es lediglich ein unheilvoller Unglückstag, hingegen haben wir 2026 ganze drei dieser Art. Woher die 13 ihren schlechten Ruf hat, ist nicht ganz eindeutig. Eine verbreitete Vermutung geht auf das Christentum zurück, da beim letzten Abendmahl, als Jesus mit seinen elf Jüngern zusammensaß, Judas der dreizehnte war, welcher Jesus im Nachhinein verraten hat. Es könnte aber auch mit der Zahl zwölf zusammenhängen, da diese in vielen Kulturen als heilig gilt und außerdem in vielen alltäglichen Dingen vorkommt, wie die zwölf Monate und Sternzeichen. Die 13 zerstört diese Vollkommenheit also. Kombiniert man diese unbefriedigende Zahl, welche alles aus dem Gleichgewicht bringt, mit dem Wochentag, an dem laut Statistik die meisten Autounfälle 2022 und 2023 passierten, erhält man also einen fürchterlichen Tag, der einzig und allein zum Scheitern verurteilt ist, richtig? Falsch. Im Jahr 2020 kam es zweimal vor, dass der 13 auf einen Freitag fiel. In diesem Jahr gab es an einem Freitag durchschnittlich 826 Unfälle mit Personenschäden, an den beiden Freitagen, die am dreizehnten Tag des Monats waren, ereigneten sich sogar weniger Unfälle. Am zweiten Freitag im März 2020 kam es zu 756 Unfällen, am 13. November zu 802, somit liegen beide unter dem Durchschnitt in diesem Jahr. Dennoch wird die 13 oft gemieden, indem der 13. Stock eines Gebäudes fehlt oder auch die Sitzplatzreihe eines Flugzeugs. Die Angst davor wird im übrigen als Triskaidekaphobie bezeichnet. Dahingegen gilt die Zahl in einigen Ländern sogar als Glückszahl, in Italien zum Beispiel, da man die Dreizehn in der römischen Schreibweise (XVII) in das Wort VIXI umwandeln kann, was im lateinischen so viel wie ,,ich habe gelebt“ heißt.
Neben „Freitag dem 13.“ hat auch die schwarze Katze dank eines Aberglaubens vor allem in Zentraleuropa einen schlechten Ruf. Schon im Mittelalter wurden schwarze Katzen mit Hexerei und dunkler Magie in Verbindung gebracht und damals sogar mit den vermeintlichen Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt, da sie sie angeblich als Spione ausgenutzt haben. Auch die christlichen Geistigen sahen in der schwarze Katze das Abbild Satans, da sie als Symbol heidnischer Gottheiten galt. Zusätzlich vermutet man, dass die schwarzen Samtpfoten so gefürchtet sind, weil man im Dunkeln lediglich ihre leuchtenden Augen sieht. Der zusätzliche Teil des Aberglaubens der schwarzen Katze enthält, dass die Katze das Unglück mit sich bringt, wenn sie den Weg von links nach rechts überquert. Dies ist auf die Bibel zurückzuführen, da die linke Seite in der Bibel als schlecht gilt. Läuft die Katze wiederum von rechts nach links, besagt der Aberglaube, dass sie Glück bringt. Obwohl die Ursprünge dieses Aberglaubens so weit zurückliegen, haben es die Fellnasen auch heute noch schwer, beispielsweise in Tierheimen vermittelt zu werden. Der französischer Schriftsteller Max O’Rell ist der Meinung, dass, ob schwarze Katzen nun Glück oder Unglück bringen, davon abhängt, ob man ein Mensch oder eine Maus ist, es besteht also nicht mehr Gefahr als bei allen anderen Katzen auch.
Um zu überprüfen, wie ein Aberglaube entsteht, wurde ein Experiment mit Ratten durchgeführt. Dabei starteten die Ratten jeweils gegenüber eines Futtertrogs. Um die Entfernung zwischen sich und dem Futtertrog zu überwinden, brauchten sie ungefähr zwei Sekunden, der Trog wurde jedoch erst aufgefüllt, wenn die Ratte in frühstens vier Sekunden und spätestens fünf Sekunden beim Futtertrog ankam. So gewöhnten sich die Ratten daran, unterwegs die Zeit auf unterschiedlichste Weise zu überbrücken und somit zur richtigen Zeit anzukommen. Einige der Ratten blieben in der Mitte kurz stehen, andere liefen im Zick Zack, sie schlussfolgerten also, dass ihre zwischenzeitliche Aktivität für ihre Belohnung verantwortlich ist und erhöhten damit die Wahrscheinlichkeit, ihre neue Angewohnheit zu wiederholen, da sie anscheinend daran glaubten, dass sie nur dadurch Erfolg bezüglich ihrer Nahrung haben.
Fotos: Natasha Miller auf unsplash.com
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