Viele kennen es: Man erreicht die Schule in letzter Minute...
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DIE GLÜCKLICHSTEN MENSCHEN IN EUROPA
von Jasmin Weimer
Polarlichter, gemütliche Nächte unter klarem Sternenhimmel und unberührte Natur. Das könnte der erste Gedanke sein, wenn man an Finnland denkt. Doch was steckt wirklich hinter dem guten Ruf des beliebten Urlaubsorts?
Finnland, ein Land, welches für seine facettenreiche Natur und hohe Lebensqualität bekannt ist, wurde bereits zum siebten Mal in Folge zum glücklichsten Land der Welt gekürt und viele fragen sich: Ist dieser Titel wirklich gerechtfertigt? Was macht Finnland so besonders, dass es sich so stark von anderen Ländern abhebt?
Finnland ist ein nordeuropäisches Land, welches an Schweden, Norwegen und Russland grenzt. Es hat 5,5 Millionen Einwohner und die Größe ist mit der von Deutschland vergleichbar. Doch die geographische Lage allein ist nicht der einzige bedeutende Aspekt, der für das Glücksempfinden seiner Bevölkerung verantwortlich ist. Vielmehr spielt die tief verwurzelte Verbindung der Finnen zu der unberührten Natur eine zentrale Rolle, denn etwa 75 % des Landes sind mit tiefen Wäldern und klaren Seen bedeckt, was Finnland zu einem wahren Paradies für Naturliebhaber macht. Dadurch ist sie ein fundamentaler Bestandteil der finnischen Identität und Kultur. Von Kindesalter auf wird den finnischen Bürgern die Bedeutsamkeit der Natur vermittelt und jeder Bürger hat ein eigenes Recht darauf, die Natur zu genießen und seine Freizeit in dieser friedlichen Umgebung zu verbringen. Es gibt zahlreiche Dinge, die man unternehmen kann und es ist für jeden etwas dabei. Finnland hat mehr als 40 Nationalparks und jeder einzelne ist einzigartig. Alle besitzen markierte Wanderwege, Naturlehrpfade, Informationstafeln und Picknickplätze, viele davon sind mit Lagerfeuerplätzen ausgestattet. Besucher haben die Möglichkeit zu wandern, zu klettern und Kanu zu fahren. Bei der Gründung der Nationalparks war eine der Hauptideen, den Menschen eine Möglichkeit zum Entspannen zu geben.
Darüber hinaus hat Finnland eine sehr gute Infrastruktur, an der sich viele andere Länder ein Vorbild nehmen sollten. Ein wichtiges Beispiel dafür ist die fast kostenlose Gesundheitsversorgung, was keine Selbstverständlichkeit ist. Die finnischen Bürger brauchen sich also bei Krankheitsfällen keine Sorgen um ihre Finanzen machen. Das ist ein großer Vorteil, denn so sind alle Bürger gleichberechtigt und bekommen die gleiche medizinische Behandlung. Die Bürger werden auch mit kostenloser Bildung versichert, durch die Chancengleichheit für alle Bürger herrscht. Dort geht es um das Potenzial der einzelnen Personen und nicht um ihr Vermögen, wodurch niemand seine Träume aufgeben muss ,weil er zu wenig Geld hat. Durch die Gleichberechtigung hat die finnische Gesellschaft ein beneidenswert gutes Gemeinschaftsgefühl, welches für Sicherheit und Zugehörigkeit sorgt. Die Kriminalitätsrate ist sehr niedrig, wodurch die Finnen ein tiefes Vertrauen zu ihren Mitmenschen haben. Wenn man genauer hinsieht, merkt man, dass viele Kinder von klein auf mit ihren Freunden alleine zum Spielplatz oder zur Schule gehen. Dadurch bietet es Kindern und Jugendlichen mehr Freiheit, ohne dass die Eltern sich zu Hause Sorgen machen müssen. Die finnische Kultur ist auch bekannt dafür, dass sie einen großen Wert auf die Gesundheit legt. Das berühmteste finnische Mittel gegen Stress ist die Sauna, denn davon gibt es ganze drei Millionen in Finnland. In der finnischen Kultur wird sie auch als das ,,Herz des Hauses“ bezeichnet. Es ist gut belegt, dass das regelmäßige Saunieren Stress abbauen und sogar das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann.
Finnland ist aber nicht nur das glücklichste Land der Welt, es belegte laut des UN Sustainability Development Reports 2021 im internationalen Vergleich einen Spitzenplatz im Bereich nachhaltiger Entwicklung. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass die Verpackungsindustrie überwiegend holzbasiert ist. In einem Land, das zu fast 80 % mit Wäldern bedeckt ist, ist dies nicht sehr überraschend. Die Ressourcen des Waldes werden verantwortungsvoll genutzt und Finnland trägt aktiv dazu bei, die Umwelt zu schützen und die natürlichen Ressourcen für kommende Generationen zu bewahren.
Wer jetzt schon seine Zukunft in Finnland plant, sollte sich aber auf viele Situationen gefasst machen. Die extremen jahreszeitlichen Schwankungen, bedingt durch die schräge Erdachse, könnten für viele Touristen und Einwanderer herausfordernd sein. Denn im Sommer wird es von Ende Mai bis Anfang August nie richtig dunkel, wohingegen im Winter die Sonne nie aufgeht. Letzteres könnte für viele Leute am schlimmsten sein, denn das könnte ernste Auswirkungen auf die Psyche haben. Das harmloseste könnte die ständige Müdigkeit sein. Der Grund dafür ist, dass bei Dunkelheit die Zirbeldrüse angeregt wird, um das müde machende Hormon Melatonin zu produzieren. Natürlich ist es nicht angenehm, den ganzen Winter lang müde zu sein, aber heutzutage gibt es sehr viele Möglichkeiten dagegen anzugehen, wie zum Beispiel mit einer Leuchte, die Tageslicht imitiert. Leider ist dies nicht das einzige Problem für viele Leute. In dieser dunklen Jahreszeit kommen die tief vergrabenen Schattenseiten Finnlands hervor. Durch die depressive Stimmung , die oft Besitz von den Menschen ergreift, steigt der Alkoholkonsum enorm. Vor allem allein lebende junge Leute versuchen sich oft die kalten Monate „schön zu trinken“. Das ist aber eher kontraproduktiv, denn viel Alkohol könnte viele Auswirkungen auf die Psyche haben. Dazu zählen Stimmungsschwankungen, Depressionen und auch Angststörungen. Letzteres könnte sich durch die Dunkelheit verstärken, da Menschen in der Dunkelheit meist schneller Angst bekommen. Im Tageslicht dagegen wird diese Schaltzentrale im Gehirn gehemmt, was für einen klareren Kopf sorgt. Zu ernsteren Langzeitfolgen zählen auch Persönlichkeits-veränderungen, Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Suizidgedanken. Das ist leider kein Einzelfall mehr, denn in besagten Monaten steigt die Selbstmordrate noch einmal enorm an. Diese Entwicklungen sind nicht nur gefährlich für die betroffenen Personen, sondern auch für deren Mitmenschen. Durch die steigende Kriminalitätsrate ist in dieser kalten Zeit besondere Vorsicht geboten.
Trotz aller Herausforderungen, die ein Leben in Finnland mit sich bringt, scheint das Positive zu überwiegen. Schließlich erklären die Menschen Jahr für Jahr, dass sie die glücklichsten der Welt sind.
die ständige Dunkelheit das Serotonin sinkt, welches das Hormon ist das unser Körper bei Tageslicht produziert. Dieses wachmachende Hormon ist dafür zuständig, dass wir uns gut konzentrieren können und motivierter sind. Dagegen steigt das Hormon Melatonin, welches die Aufgabe hat, unseren Körper bei Nacht müde macht und es dadurch hilft einzuschlafen.
Fotos: Alejandro G auf unsplash.com
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